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1. Theil 3 - S. 348

1880 - Stuttgart : Heitz
348 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. bald bestätigte sich auch bei ihm die Erfahrung, daß bei Thätigkeit und Ausdauer in der größten Noth die Hülse nahe ist. Im Januar 1762 brachte ein Courier dem schon ganz verzweifelten Könige, der diesmal in Breslau sein Winterquartier hatte, die wichtige Nachricht, daß die-Kaiserin von Rußland, Elisabeth, am 5. Januar gestorben sei. Ihr Nachfolger war Peter Iii., der eben so innig den großen König liebte und verehrte, als seine Vorgängerin ihn gehaßt hatte. Seine erste Negentenhandlnng war, daß er seine Heere aus den preußischen Provinzen zurückrief und einen Waffenstillstand einging. Bald folgte ein förmlicher Friede und diesem ein Bündniß. Eins der russischen Heere focht nun an der Seite der Preußen, denen es bisher feindlich gegenübergestanden hatte. Welch eine Wandlung! Die Kaiserlichen trauten ihren Augen nicht, als mit einem Male die Russen sich von ihnen trennten und zu den Preußen sich gesellten. Wer war froher als Friedrich! Geschwind nahm er die Belagerung von Schweidnitz vor. Aber ehe er dies konnte, mußte er die Oestreich er von den eine Meile davon liegenden Anhöhen von Burkersdorf vertreiben, von wo aus sie die Belagerung hindern konnten. Eben wollte er angreifen, und hatte schon deshalb mit dem General Ezernitschew, der die russischen Hülssvölker führte, Verabredung getroffen, als ein .zweiter Courier ankam und die Trauerpost brachte, Kaiser Peter sei durch seine Gemahlin entthront worden, und die neue Kaiserin, Katharina Ii., befehle dem General Ezernitschew, augenblicklich das preußische Heer zu verlassen. Friedrich erschrak; aber er wußte sich mit großer Geschicklichkeit zu helfen. Er stellte Ezernitschew vor, er müsse noch einige Tage verziehen, bis die nöthigen Anstalten zur Verpflegung des russischen Heerhaufens auf dem Marsche gemacht wären, und bat ihn, bis dahin vor jedermann den erhaltenen Befehl zu verschweigen. Das versprach der General, und nun griff Friedrich die Kaiserlichen bei Burkersdorf (zwischen Schweidnitz und Reichenbach) unverzüglich an. Zwar durften die Russen nicht mitfechten; aber da Daun dies nicht wußte, so war er genöthigt, einen Theil seines Heeres den Russen gegenüberzustellen. Friedrich erfocht hier am 20. Juli einen schönen Sieg; aber erst im October gelang es ihm, Schweidnitz mit Sturm einzunehmen. Durch diesen Regentenwechsel in Rußland wurde plötzlich das erst kürzlich mit Preußen geschlossene Freundschastsbündniß zerstört. Das Volk und der Senat wünschten den Krieg, und glaubten mit

2. Theil 4 - S. 114

1880 - Stuttgart : Heitz
114 ' Neueste Geschichte. 1. Periode. denn die östreichischen Truppen, welche unverweilt vorrückten, dämpften überall den Aufstand der Italiener und trieben den unglücklichen König vor sich her nach Unteritalien, bis er nach der unglücklichen Schlacht von Tolentino sich nach Frankreich retten mußte. Die in Wien versammelten Fürsten gaben, wie bereits ermähnt, das neapolitanische Reich dem König Ferdinand wieder. Murat machte später noch einen Versuch, das Land wieder zu gewinnen, indem er von Corsica aus in Calabrien landete, aber er wurde gefangen und am 15. October 1815 in Pizzo erschossen. Vom Sohn eines Gastwirths hatte er sich auf einen Thron emporgeschwungen ; er starb, wie er gelebt, als tapferer, entschlossener Soldat. Unterdeß hatten die Verbündeten ihre Armeen gerüstet und auf den Kriegsschauplatz entsendet. Fürst Schwarzenberg mit den Oestreichern, Baiern, Württembergern und Badenern nahm seine Stellung von der Schweiz an bis zum Mittelrhein, Blücher mit seinen Preußen aber und Wellington mit Engländern, Hannoveranern, Brannschweigem n. s. w. standen in den Niederlanden bis an die Nordsee hin, und hier sollte diesmal der entscheidende Kamps stattfinden. Die Russen waren noch nicht herangerückt, sie sollten zwischen jenen beiden Hauptarmeen einrücken. Napoleon war schnell entschlossen, zuerst mit seiner ganzen Macht gegen Blücher zu rücken, um diesen, wie er hoffte, zu vernichten, und dann es mit Schwarzenberg aufzunehmen. Am 11. Juni rückte er von Paris aus, und drei Tage darauf stand er fast angesichts der Feinde. Da redete er seine Truppen in alter, hochfahrender Weise also an: „Soldaten, heut ist der Jahrestag von Marengo und Friedland, der zweimal das Schicksal Europas entschied. Damals, wie öfters, waren wir zu großmüthig. Wir ließen die Fürsten auf ihren Thronen, die jetzt die Unabhängigkeit Frankreichs bedrohen. Die Unsinnigen! Sie und wir, sind wir nicht noch die nämlichen? Wenn sie in Frankreich einrücken, so sollen sie in Frankreich ihr Grab finden!" In der That war das französische Heer nicht blos so glänzend und zahlreich als je, sondern auch zum äußersten, verzweifeltsten Kampfe entschlossen. Zuerst griff er mit 130,000 Mann die 80,000 Preußen unter Blücher bei Ligny an. Trotz der tapfersten, ehrenvollsten Gegenwehr mußten die Preußen doch das Feld räumen, und wenig fehlte, daß der greise Feldherr selbst, welcher im dichtesten Gewühl unter sein erschossenes Pferd

3. Theil 4 - S. 116

1880 - Stuttgart : Heitz
116 Neueste Geschichte. 1. Periode. herab, erst im Schritt, dann in schnellem Lauf und mit schmetternder Schlachtmusik. Während nun Napoleon einen Theil seines Heeres gegen die Preußen umwenden ließ, wollte er den letzten Augenblick benutzen, um die ermatteten Engländer durch einen nochmaligen verzweifelten Anlauf niederzuwerfen, und ließ den größten Theil seiner berühmten Garden mit fürchterlicher Gewalt gegen sie anrücken. Aber auch Wellington nahm seine letzten Kräfte zusammen, und es entspann sich ein wahrhaft furchtbarer mörderischer Kampf. Die Preußen rückten von der andern Seite im Sturmschritt immer zahlreicher heran, und ihrem Andringen vereint mit der Engländer heftiger Gegenwehr vermochten die Franzosen nicht mehr zu widerstehen. Plötzlich erscholl unter diesen das unheilvolle: Sauve qui peut! (Rette sich, wer kann!) und sofort trat eine gänzliche Auflösung der Schlachtordnung und die wildeste Flucht ein. Alles Geschütz fiel den Verbündeten in die Hände und nur der vierte Theil der französischen Armee wurde gerettet. Das war die Schlacht von Waterloo oder La Belle-Alliance, so genannt, weil Blücher und Wellington nach derselben an einem Meierhofe dieses Namens, von wo aus Napoleon seine Befehle ertheilt hatte, sich begegneten und freudig umarmten. Und mit Recht führt sie diesen Namen, weil hier so viele Völker in wahrhaft schönem Bündniß für Europas Befreiung kämpften. Die Verfolgung des flüchtigen Feindes wurde dem General Gneisen au aufgetragen, welcher an der Spitze der Jäger und leichten Reiterei die aufgelösten Haufen in wilder Flucht vor sich herjagte. Fast wäre bei Genappe Napoleon selbst in der Preußen Hände gefallen; so eilig mußte er aus seinem Wagen herausspringen, daß sein Hut, Degen und der schwarze Adlerorden zurückblieb, mit welchem der König von Preußen nun Gneisenau's Brust zierte. Des großen Abenteurers Schicksal war jetzt entschieden: die Kammern, welche ihm vor wenigen Tagen noch zugejauchzt, stellten jetzt die Forderung an ihn, daß er dem Throne entsage. - In der That dankte er zum zweiten Male zu Gunsten seines Sohnes ab, und, da die Verbündeten sich bereits Paris näherten, begab er sich nach Rochefort, um wo möglich nach Amerika zu entkommen. Englische Schiffe aber bewachten den Hafen, und so sah er sich genöthigt, sich einem englischen Schiffscapitain, Maitland, zu ergeben. Dieser ließ ihn an Englands Küste bringen, von wo er,

4. Theil 4 - S. 117

1880 - Stuttgart : Heitz
Napoleons Verbannung. Zweiter Pariser Frieden. 117 um ihn für Europa unschädlich zu machen, nach der einsamen Insel St. Helena im großen Weltmeere gebracht und dort als Staatsgefangener streng bewacht wurde. Am 18. October, zwei Jahre nach der Schlacht bei Leipzig, kam er dort an. Nur wenige treue Anhänger, besonders die Generale Bertrand und Montholon und Las Casas theilten seine Gefangenschaft, welche durch die Strenge des englischen Commandanten Hudson Lowe erschwert wurde. Nach sechs peinlichen Jahren, in welchen er seine Memoiren und manche interessante Schrift dictirte, starb er am 5. Mai 1821. In der Nähe einer von zwei Weiden beschatteten Quelle in einem kleinen Thale, wohin er fast täglich gegangen war, hatte er sich seine Grabstätte selbst gewählt. Dort wurde er bestattet. Wie die Vorsehung ihn hoch erhoben hatte, weil er mit seinen gewaltigen Gaben ein wichtiges Werkzeug in ihren Händen, gleichsam eine Zuchtruthe für die Völker war, so wurde er auch wieder tief ge-demüthigt, weil er in gottlosem Uebermuth die Quelle seiner Größe nur in sich selbst gesucht, und kein höheres Gesetz anerkannt hatte, als seine sündliche Willkür. Ein warnendes Beispiel für alle Zeiten. Die Verbündeten marschirten eilig auf Paris und ließen sich durch die Nachricht von Napoleons Abdankung nicht aufhalten. Eben so wenig wurden sie durch den ohnmächtigen Widerstand Davousts, Grouchy's und Vandamme's gehindert, sondern am 7. Juli rückten sie in Paris ein. Die leichtsinnige Hauptstadt wurde jetzt strenger behandelt als bei der ersten Besetzung. Im zweiten Pariser Frieden (20. November 1815) wurde Frankreich auf die Grenzen von 1790 zurückgeführt, das ganze Land blieb eine Reihe von Jahren mit fremden Truppen belastet, indem in 17 Festungen 150,000 Mann unterhalten werden mußten. Außerdem wurde dem Volk die Zahlung von 700 Millionen Francs Kriegsentschädigung auferlegt und die Herausgabe aller eroberten Kunstschätze gefordert. Vergeblich wünschte Preußen, daß jetzt endlich auch die alten deutschen Provinzen Lothringen und Elsaß den Franzosen entrissen würden; diese Forderung scheiterte an dem Widerspruch Englands und Rußlands. Unter dem Schutz der verbündeten Mächte war auch Ludwig Xviii. von Gent nach Paris zurückgekehrt, und begann den Neubeginn seiner Herrschaft mit einer Reihe strenger Maßregeln gegen die Anhänger der gestürzten Herrschaft. Zum Theil wurden sie ihrer Aemter entsetzt, zum Theil verbannt, einige sogar zum

5. Theil 4 - S. 51

1880 - Stuttgart : Heitz
Jourdan und Moreau. 51 fahl eine allgemeine Ermordung der Weißen und ließ sich 1804 als Jacob I. zum Kaiser von Haiti ausrufen. Aber schon im nächsten Jahre wurde er in einem Aufstande ermordet. Zwischen Mulatten und Negern brach nun ein mehrjähriger Kampf aus, aus welchem 1808 im Süden der Insel eine Mulattenrepublik unter Petion, im Norden ein Negerstaat unter Christoph hervorging. Letzterer ließ sich 1811 als Heinrich I. zum Könige erheben. Mit neuem Nachdruck wurde von Seiten Frankreichs und seiner Feinde der Feldzug von 1796 eröffnet. Auf zwei verschiedenen Schauplätzen traten die Heere auf, in Deutschland und Italien. Dort stellte sich der Bruder des deutschen Kaisers, der treffliche Erzherzog Karl, an die Spitzen der deutschen Truppen um die Franzosen unter Jourdan und Moreau zu bekriegen. Aber anfangs ging es sehr unglücklich. Fast in allen Gefechten geschlagen, mußten sich die Deutschen immer weiter zurückziehen, während die Franzosen in Deutschland eindrangen, den Markgrafen von Baden und den Herzog von Württemberg zum Frieden zwangen und bis nahe an die östreichische Grenze vorrückten. Jetzt aber änderte sich die Scene plötzlich. Je näher die Oestreich er ihrer Grenze kamen, desto mehr wuchs ihr Muth und desto häufiger strömten ihre Verstärkungen herbei. Erzherzog Karl griff nun rasch den Feind an und warf ihn überall, Schlag auf Schlag, zurück; die durch die Räubereien der Franzosen ausgebrachten Landleute in Hessen und Franken fielen über die fliehenden her und erschlugen ihrer eine Menge. Nur Moreau, ausgezeichnet als Feldherr und als Mensch, *) bewerkstelligte mit seinem Heere einen regelmäßigen *) Wie menschlich und edel Moreau selbst gegen seine Feinde war, davon nur zwei Beispiele. Einst wurde der östreichische General Spanochy von den Franzosen gefangen. Der Erzherzog Karl, der ihn besonders liebte, da er sein Erzieher gewesen war, bewarb sich bei Moreau um seine Freilassung und schrieb: er wisse wohl, daß eine solche Bitte ungewöhnlich sei; allein vielleicht mache sie diesmal eine Ausnahme von der Regel, indem er sich für den Freund seiner Jugend, für seinen Erzieher verwende. — Die Antwort war: „Spanochy ist auf sein Ehrenwort entlassen und in zweimal 24 Stunden haben Sie ihn in Wien." Als der Erzherzog seinem Freunde entgegeneilte, begegneten ihm hinter Linz mehrere Verwundete, die aus Mangel an Fuhrwerken mühsam von ihren Kameraden fortgetragen wurden, da die Pferde zum Transport der Kanonen unentbehrlich waren. „Spannt die Kanonen aus!" befahl der edle Prinz; „es ist besser, daß sie in die Hände des Feindes fallen, als diese braven Krieger." — Die Kanonen wurden auch wirklich von den Franzosen genommen; als aber Moreau den Zusammenhang der Sache erfuhr, sandte er das Geschütz den

6. Theil 4 - S. 52

1880 - Stuttgart : Heitz
52 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Rückzug durch den Schwarzwald bis über den Rhein. Aber jetzt wurde Karl nach Italien abgerufen, wo es ganz anders stand. Hier hatte ein 27jähriger General, Napoleon Bonaparte ein Mann von Geist, Kraft und Kühnheit den Oberbefehl bekommen.*) Ihm gegenüber stand an der Spitze der Oestreicher und italienischen Truppen der alte Beaulieu. Mit jugendlichem Ungestüm griff Bonaparte sie an, warf sie zurück, zwang den König von Sardinien, um Frieden zu bitten, war binnen vier Wochen Herr der Lombardei und erfüllte mit seinem Ruhme ganz Europa. Jetzt baten die italienischen Fürsten um die Wette um Frieden und erhielten ihn auch, aber nur unter schweren Bedingungen. Manche mußten Ländereien abtreten, alle Geld zahlen und die meisten, was bisher unerhört war, ihre schönsten Gemälde und Bildsäulen aus thren Sammlungen hergeben. Nun ging es auf die Festung Mantua los, die mitten im Mincio liegt und daher schwer zu erobern war. Bonaparte setzte alles daran, sie Oestreichern mit den Worten zurück: „Was aus Menschenliebe geopfert wurde, kann bei civilisirten Kriegern nicht als Beute gelten." „Während des Feldzugs 1796 nahm Moreau in einem Pfarrhause in Baiern sein Quartier. Der Pfarrer hatte sein sämmtliches Silbergeschirr für die Tafel des Obergenerals hergegeben. Wie erschrat er, als Moreau alles Silber abräumte und in sein Schlafzimmer trug! Er hielt das mühsame Ersparniß vieler Jahre für verloren, als ein Adjutant Moreau's alles Geschirr dem Pfarrer mit dem Auftrage des Generals zurückbrachte, blecherne oder hölzerne Löffel, oder-geringeres Geschirr statt des silbernen herzugeben, weil er wohl für sich, nicht aber für die vielen Leute, die aus- und eingingen, einstehen könnte. Ter erstaunte Pfarrer gab alles mit der Bitte zurück, daß der General es aufbewahren möge, da er keinen sicheren Platz im Hause wisse, worauf Moreau dem Pfarrer das Silber in einen in seinem Schlafzimmer befindlichen Kasten legen und den Schlüssel zu sich nehmen ließ. *) Napoleon Bonaparte, geb. am 15. August 1769 zu Ajaccto, war Vr Sohn eines corsischen Edelmannes, Carlo Bonaparte; die Familie stammte von einem alten Adelsgeschlecht in Toscana her. Die Mutter, Lätitia Ramolino, war eine Corsin, weniger durch Herkunft und Besitz, als durch hohe Schönheit ausgezeichnet. Korsika war damals unter französische Herrschaft gekommen; Carlo hatte sich den neuen Zuständen angeschlossen und dadurch erlangt, daß Napoleon, als zehnjähriger Knabe, in die Kriegschschule zu Brienne aufgenommen wurde. Mit fünfzehn Jahren kam er auf die Militärschule in Paris. Als Artillerie-vfficier trat er in die Armee ein; während der Revolution hielt er sich in Verbindung mit den Männern des Berges. Nachdem er sich bei Toulon ausgezeichnet hatte, wurde er Brigadegeneral, trat nach dem Sturze Robespierre's auf einige Zeit in die Verborgenheit zurück, erhielt aber durch das Direktorium, welchem er wichtige Dienste geleistet hatte, im Frühjahr 1796 das Kommando über die Armee in Italien.

7. Theil 4 - S. 53

1880 - Stuttgart : Heitz
Napoleon Bonaparte. 53 einzunehmen, und die Oestreichs, sie zu vertheidigen. Kaiser Franz schickte ein Heer nach dem andern, die Franzosen von da wegzutreiben; aber Bonaparte schlug sie nacheinander. Den ganzen Winter über wurde um die Stadt gekämpft, bis sie sich endlich ergeben mußte, im Februar 1797. Nun wandte sich Bonaparte gerade nach Oestreich selbst; wer sollte ihn aushalten, den Unbesiegbaren? — Keinem traute man das zu, als dem Erzherzog Karl. Geschwind wurde er aus Deutschland vom Laufe seiner Siege abgerufen und gegen Bonaparte geschickt. Aber auch er vermochte nicht, dessen Fortschritte aufzuhalten. Bonaparte drang von Süden in Oestreich ein. Hier verzweifelte man, ihm widerstehen zu können, und — schloß mit ihm einen vorläufigen Frieden, der am 17.October 1797 in einen förmlichen Frieden verwandelt wurde. Dieser wurde geschlossen in Campo Formio, einem Schlosse nahe bei Udine im Venetianischen. Oestreich mußte hier große Opfer bringen. Es verzichtete auf seine Niederlande, die nun an Frankreich kamen, trat Mailand und Mantua ab und versprach heimlich, nichts dagegen zu haben, daß Frankreich das ganze linke Rheinufer einnehme. Dagegen erhielt Oestreich das Gebiet der Republik Venedig, die, ohne selbst zu wissen, wie sie dazu kam, aufgelöst und verschenkt wurde. Bonaparte hat sich mehrmals ein solches Verfahren erlaubt; er nahm und vergab Länder, die ihm gar nicht gehörten, wie es ihm in seine Pläne paßte. Aus den in der Lombardei gemachten Eroberungen bildete er jetzt eine cisalpinische Republik, die dem Namen nach unabhängig war, in der That aber alles thun mußte, was Frankreich ihr vorschrieb. Eben so ging es mit Genua, welches er in eine lignrische Republik umschuf. Nun waren noch Rußland, Portugal, England und das deutsche Reich mit Frankreich im Kriege. Die beiden erstem Mächte verhielten sich jetzt wegen ihrer Entfernung ganz ruhig. Gegen England aber schien Frankreich nun alle seine Kräfte wenden zu wollen. Es wurde ein großes Heer an der England gegenüberliegenden Küste gesammelt, und französische Schreier verkündigten, nächstens würden ihre' Heere siegreich in London einziehen, um dem englischen Reiche eine Ende zu machen. Während dessen, daß aller Blicke nach Brest gewendet waren, wurde von Toulon aus durch Bonaparte eine Eroberung unternommen, die ganz Europa überraschte. Doch davon nachher, wenn wir erst erzählt haben werden, was bis zum Jahre 1799 in Europa vorgegangen war.

8. Theil 4 - S. 57

1880 - Stuttgart : Heitz
Krieg der zweiten Koalition. 57 mit ihren Familien abzugehen. Als sie aber um 9 Uhr Abends erst einige Hundert Schritte über die Vorstadt hinaus waren, sprengten Szekler Husaren herbei, welche die Postillons befragten, ob sie die französischen Gesandten führten? Auf erhaltene Bejahung öffneten sie die Schläge der Wagen, rissen die drei Gesandten heraus und hieben sie vor den Augen ihrer Frauen und Kinder nieder. Dann bemächtigten sie sich ihrer Briefschaften und jagten davon. Roberjot, Bonnier und Jean Debry hießen die Unglücklichen. Letzterer war nur schwer verwundet worden; er verbarg sich die Nacht über und kehrte am andern Morgen nach Rastatt zurück. Ehrenwerth benahmen sich die deutschen Gesandten, besonders der preußische. Obgleich die Franzosen ihnen das Leben so sauer gemacht hatten, nahmen sie den Verwundeten unter ihren Schutz, setzten eine Beschwerde über die Verletzung des Völkerrechts auf und baten den Kaiser, die Sache genau zu untersuchen. Das wurde auch versprochen, ist aber nie geschehen. Daß der rechtliche Kaiser oder sein Bruder Karl den Mord befohlen hätten, läßt sich nicht denken. Da aber der Husarenoberst nicht bestraft worden ist, so ist zu vermuthen, daß er Befehl gehabt habe, sich der Briefschaften zu bemächtigen, und daß die wilden Husaren den Befehl bis auf die Ermordung der Gesandten ausgedehnt hatten. 117. Krieg der zweiten Coalition. — Bonaparte in Aegypten und Syrien. Diesmal zeigte der russische Kaiser, Pauli., (1796—1801) Katharinas Sohn und Nachfolger, mehr Ernst gegen die Franzosen und schickte den furchtbaren Bestürmer von Praga (s. 3. Theil Abschn. 110), den General Snw arow, sich mit den Oestreichern zu verbinden. Nichts hier von den vielen Märschen, Gefechten und Schlachten! So viel sei genug zu sagen, daß sich Russen, Oestreich er und Franzosen in Deutschland, der Schweiz und Italien bekämpften. So sehr auch Masseua und Moreau sich Mühe gaben, den Sieg an ihre Fahnen zu fesseln, so waren ihnen doch fast überall die Verbündeten überlegen, die Sieg auf Sieg erfochten. Erst im September 1799 änderte sich das Kriegsglück in der Schweiz. Die Russen erlitten bei Zürich gegen Massena eine Niederlage und zogen sich nach Deutschland zurück, und der wankel-müthige Kaiser Paul, unzufrieden, daß die Oestreich er nicht überall seinem Suwarow den Oberbefehl eingeräumt hatten, rief sein Heer

9. Theil 4 - S. 61

1880 - Stuttgart : Heitz
Feldzug nach Syrien. 61 kann meinen Vater nicht verlassen." So blieb er und fand seinen Tod in den Flammen. Durch die Vernichtung seiner Flotte war nun Bonaparte mit seinem Heere abgeschnitten von allen Hulfs-quellen und eingeschlossen in einem feindlichen Lande. Seine Versicherungen, daß er mit dem Sultan in allerbestem Vernehmen stehe, glaubte ihm kein Mensch, und alle Einwohner verschworen sich gegen die Franzosen, die so hinterlistiger Weise das Land angefallen hatten. Zwar gelang es dem General Desaix, einem talentvollen jungen Manne, Oberägypten zu erobern; aber das war von keinem Bestände, weil die thätigen Mamelucken unaufhörlich die Franzosen beunruhigten, ihre Couriere auffingen, ihnen die Zufuhr abschnitten und das ganze Land gegen sie zum Widerstände aufreizten. Obgleich nun Bonaparte in Aegypten alle Hände voll zu thun hatte, und selbst in Kairo ein fürchterlicher Aufruhr ausgebrochen war, der nur mit Mühe gestillt werden konnte, so war er doch tollkühn genug, zu Anfange des Jahres 1799 einen Feldzug über die Landenge von Suez nach Syrien zu unternehmen, und den alten Dghezzar, den die Pforte zum Pascha von Syrien und Aegypten ernannt, der in der festen Seestadt Acre ober St. Jean d’Acre refibirte und Bonaparte's Abgesandte nicht vor sich gelassen hatte, zu bekriegen. Dieser alte Eisenkopf war ein wüthender Franzosenfeind und wollte von keinen Unterhandlungen wissen. Anfangs machte Bonaparte gute Fortschritte. Er eroberte Gaza und nahm Jaffa mit Sturm ein. Zwei Tage lang wurde in der unglücklichen Stadt geplündert und mit kaltem Blute gemordet. Das Abscheulichste aber kommt noch. Bonaparte hatte kurz vorher eine anbere Stadt (et Arisch) erobert und der türkischen Besatzung freien Abzug versprochen. Bald aber besann er sich, daß die Türken leicht wieder Dienste nehmen und gegen ihn fechten könnten. Er brach ihnen bah er sein Wort und behielt sie als Gefangene bei sich. Ihre Zahl stieg durch die in Jaffa gemachten Gefangenen bis auf 4000 Mann. Sie loszulassen, schien ihm jetzt boppelt gefährlich, und sie ferner mit sich führen, wollte er auch nicht, weil ihn die Lebensrnittel bauerten, die er ihnen geben sollte. Also befahl er, sie sämmtlich todtzuschlagen. General Kleber, ein rechtschaffener Mann, «übersetzte sich dieser Barbarei aus allen Kräften; aber Bonaparte blieb babet. Die unglücklichen Schlachtopfer würden auf einen freien Platz am Meeresufer geführt, bort in einzelne Haufen gestellt und theils durch Flintenschüsse theils

10. Theil 4 - S. 63

1880 - Stuttgart : Heitz
Bonaparte als Konsul. 63 war sein Entschluß gefaßt, nach Frankreich zurückzukehren. In aller Stille ließ er zwei Fregatten ausrüsten, schiffte sich, ohne von seinen getreuen Kriegskameraden Abschied zu nehmen, ein, nahm seine zuverlässigsten Freunde: Berthier, Lannes, Murat (nicht mit Murad Bey zu verwechseln), Marmont, Bessieres und andere mit und kam, unentdeckt von den zahlreichen englischen Kreuzern glücklich nach Frankreich, wo er im Hasen von Frejus am 9. October 1799 ans Land stieg und von wo er, ohne Qnarantaine zu halten, nach Paris eilte. Ueber das bis aus 15,000 Mann geschmolzene Heer in Aegypten hatte er indessen dem braven Kleber den Oberbefehl hinterlassen, der aber keine andere Aussicht hatte, als sich mit allen seinen Leuten den Türken und Engländern zu ergeben. Dennoch that er sein Möglichstes, schlug auch selbst zweimal die an Zahl überlegenen Feinde, wurde aber plötzlich, als er mit einem andern Offizier auf der Gartenterrasse vor seinem Hause spazieren ging, von einem Türken erdolcht. Wer den Meuchelmord veranstaltet hatte, ist nicht ausgemacht. Viele vermutheten, gewiß mit Unrecht, auf Bonaparte, weil ihn dieser tödtlich haßte. Der feige und ungeschickte General Menon übernahm nun den Oberbefehl; aber jetzt ging alles mit Macht rückwärts und das Ende war, daß im Sommer 1801 die noch übrigen Franzosen eine Capitulation schloffen, nach welcher sie die Erlaubniß bekamen, nach Frankreich zurückzukehren. — So endigte die vielversprechende Unternehmung auf Aegypten. 118. Bonaparte als Consul. Friedensschlüsse von Luneville und von Amiens. Bisher war Frankreich von fünf Directoren, *) von einem Rathe der Fünfhundert und einem Rathe der Alten regiert worden. Die Männer, die das große Wort hatten, ließen zwar ihre Feinde nur selten noch unter der Guillotine sterben, sie verurtheilten sie meistens zur Deportation nach dem ungesunden Cayenne in Südamerika; aber sie waren uneins und ränkesüchtig, und verloren daher das Zutrauen des Volks. Darauf baute Bonaparte seinen Plan, die Regierung umzustürzen. Er war mit Jubel in Paris empfangen worden; das machte ihn kühn. Er brachte mehrere der einflußreichsten Männer, namentlich den schlauen Sieyes, auf seine *) Gohier, Moulins, Siöyes, Roger Ducos und Barras.
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